Johann Gottfried Wilke (1713 - 1772)

Hört man den Namen Wilke, beziehungsweise Wilke-Stiftung, sind die wenigsten Coswiger mit den Hintergründen dieser für Coswig historischen Persönlichkeit vertraut. Der einstige Bürgermeister aus dem 18. Jahrhundert hat nicht nur zu seinen Lebzeiten viel Gutes für die Coswiger Bürger getan: er hat auch über seinen Tod hinaus durch seine nach ihm benannte Wilke-Stiftung für die minder Bemittelten seiner Stadt gesorgt.

Johann Gottfried Wilke wurde 1713 in Grimme, einer zum Amt Zerbst gehörenden kleinen Gemeinde zwischen Dobritz und Reuden, geboren. Bekannt ist, daß sein Vater als Amtmann tätig war. Während über sein Kinder- und Jugendzeit nur wenig bekannt ist, weiß man aber, daß er mit einer Christina Elisabeth, geborene Mücke, verheiratet war. Leider stand diese Ehe unter keinem guten Stern, denn nur ein Jahr nach der Hochzeit verstarb seine Frau. Auch war diese nur kurze Ehe kinderlos geblieben. Wilke, der Jura studiert hatte, arbeitete einige Zeit als Jurist in Zerbst, kam dann nach Coswig und wurde hier Bürgermeister. Die Coswiger Bürger lernten ihn als engagiertes und erfolgreiches Stadtoberhaupt kennen. Besonders die armen und hungernden, oder gar obdachlosen Menschen lagen ihm am Herzen. Vorausschauend, dass sich dieser Umstand für viele Menschen auch in Zukunft kaum ändern und es auch in Zukunft immer wieder Arme und Bedürftige geben würde, wollte Johann Gottfried Wilke auch über seine Lebzeiten hinaus Gutes tun und verfasste am 3. Juli 1754 ein Testament, in dem er verfügte, daß jedes Jahr an seinem Sterbetag die Zinsen seines hinterlassenen Vermögens an die Armen der Stadt verteilt werden sollte.

Als Wilke 18 Jahre später, am 6. April 1772 verstarb, hinterließ er nicht nur ein finanzielles Vermögen, sondern auch umfangreichen Grundbesitz: Wald, Wiesen und Ackerflächen. Da sich die Ordnung seines Nachlasses über mehrere Jahre hinzieht, findet dann erst 1777 eine erste Ausreichung der Zinsen an Bedürftige von Coswig statt. Dieses Ereignis wurde den Armen der Stadt durch das Läuten der Bürgerglocke kundgetan. Nachdem sich die Bürger vor dem Rathaus eingefunden hatten, wurde von Amtsleuten die Bedürftigkeit beurteilt. Danach wurde den Ausgewählten das Geld ausgereicht.

Diese Ausreichung fand unter Oberaufsicht des jeweiligen Probstes und Pfarrers statt. Heute wird der letzte Wille des ehemaligen Bürgermeisters durch die "Johann Gottfried Wilke Stiftung" verwaltet. Die Leitung liegt in den Händen des evangelischen Pfarrers mit dem Gemeinde-Kirchenrat. Per Satzung wurde die Unterstützung der Jugendarbeit aus den Mitteln in den Vordergrund gestellt. (Vom verbliebenen Grundkapital - dem Landbesitz - profitiert heute unter anderem die Herzklinik und rückwirkend dazu die Stiftung durch die rückfließenden Pachtgelder.)

Auch nach mehr als 200 Jahren gilt noch heute das Testament, auf dem die Stiftung basiert, als bemerkenswert und vorbildlich. Johann Gottfried Wilke ist ein Musterbeispiel für soziales Engagement und Courage. Nicht nur für Coswig (Anhalt).

Quellen: Recherchen / G.Lindemann, Pf.i.R. Info-Broschüre Coswig (Anhalt) Schriftensammlung Museum Coswig